Chinas PKW-Bauer sind dabei, den heimischen
Markt zu erobern. Lange Zeit hatten sie nur als Juniorpartner in den
Gemeinschaftsunternehmen mit Ford, VW oder anderen westlichen Konzernen
eine Chance gehabt. Doch diese Zeiten sind vorbei. Im ersten Halbjahr
2006, vermelden die Statistiker in Peking, konnten heimische
Unternehmen sich 27 Prozent des PKW-Absatzes sichern.
Die
chinesische Automobilindustrie ist noch sehr zersplittert. Einige
große
Hersteller beginnen sich jedoch herauszuschälen, und die Regierung
fördert Firmenzusammenschlüsse nach Kräften.
China
ist inzwischen mit fünf Millionen Fahrzeugen der weltweit
drittgrößte
Hersteller. 33 Millionen PKW sind derzeit auf seinen Straßen
unterwegs.
In Peking, der Stadt mit den höchsten PKW-Wachstumsraten, sind
inzwischen 2,7 Millionen Kraftwagen für 14,56 Millionen Einwohner
registriert. Die Kopie des westlichen Lebenstils bedeutet
natürlich
eine erhebliche Belastung für die lokale wie globale Umwelt. Von
den
zehn Megastädten mit der weltweit schlechtesten Luftqualität
liegen
acht in der Volksrepublik
China. Das liegt
unter anderem am Bau immer neuer Kohlekraftwerke, aber seit 2003 hat
der rasch wachsende Autoverkehr den Platz des Luftverschmutzers Nummer
eins inne. Die Regierung in Peking versucht daher, mit strengen
Auflagen der wachsenden Belastung Herr zu werden. Erst Anfang der Woche
gab die zentrale Umweltschutzbehörde neue Standards für
PKW-Motoren
bekannt, die ab 2007 die Emissionen pro Wagen um 30 Prozent senken
sollen. Gleichzeitig wurden weitere Verschärfungen für 2010
angekündigt. Die neuen Normen zielen vor allem auf die Emissionen
giftiger Kohlenwasserstoffverbindungen und auf Stickoxide. Letztere
sind verantwortlich für den sommerlichen Ozon-Smog, der im Juli
auch
hierzulande wieder von sich reden machte. Ein anderes Problem ist in
der Volksrepublik der hohe Schwefelanteil in den Kraftstoffen, der von
den Raffinerien gesenkt werden müßte. Auflagen gibt es noch
nicht, aber
die Umweltbehörde meint, daß das Problem bis 2008 im Griff
sei.
Als
Bestandteil eines ganzen Pakets von Steuern, die auf die Verteuerung
sowohl von Luxusartikeln als auch von ökologisch problematischen
Produkten zielen, wurde zu Beginn des Jahres auch die Steuer auf
Großwagen drastisch angehoben und die für Kleinwagen zum
Teil gesenkt.
Angesichts des raschen Wachstums der PKW-Flotte ist es jedoch recht
fraglich, ob die Maßnahmen ausreichen werden, um die Emissionen
insgesamt nennenswert zu senken.
Das erfreuliche an den hohen
chinesischen Umweltstandards ist jedoch, daß sie schon aus
ökonomischen
Gründen internationale Nachahmer finden werden. Der chinesische
Automobilmarkt ist derzeit der drittgrößte weltweit und wird
im
nächsten Jahrzehnt vermutlich an die erste Stelle aufrücken.
Angesichts
dieser Bedeutung könnte das vielleicht auch bei europäischen
Autokonzernen zu einem gewissen Umdenken führen. Während sich
in der EU
die Industrie gegen strengere Umweltauflagen sperrt, dürfen schon
jetzt
etwa 80 Prozent der in Deutschland nach hiesigen Normen hergestellten
Autos in der Volksrepublik nicht mehr verkauft werden. In
China gelten nämlich bereits höhere
Standards als in Europa, die in zwei Schritten 2000 und 2005
eingeführt wurden.
Die
strengen Umweltstandards werden auch mit Blick auf den Exportmarkt
eingeführt. Angesichts von hohen Kraftstoffpreisen und wachsendem
Umweltbewußtsein werden künftig weltweit jene Hersteller die
Nase vorn
haben, so das Kalkül der Pekinger Industriepolitik, die die
saubersten
und sparsamsten Wagen anbieten können. Ende August hatten die
chinesischen Behörden angekündigt, daß ab nächstem
Jahr strengere
Auflagen für die Exportlizenzen gelten werden. Das Pekinger
Handelsministerium will damit die Exporteure zu mehr Qualität
zwingen.
Fachleute befürchten nämlich, daß chinesische Marken
einen schlechten
Ruf bekommen, wenn PKW aus der Volksrepublik voreilig in zu schlechter
Qualität in Europa oder Nordamerika angeboten werden. Die
chinesischen
Ausfuhren von Kraftfahrzeugen und Autoteilen sind in den letzten Jahren
rasch expandiert und haben 2005 bereits über zehn Milliarden
US-Dollar
an Umsatz gebracht. Bisher geht der Löwenanteil der Ausfuhren in
Entwicklungs- und Schwellenländer, doch die ersten chinesischen
Hersteller nehmen bereits europäische und den US-Markt ins Visier.