Die Meteorologen sind sich noch nicht ganz sicher, ob das
zurückliegende Jahr nun das zweitwärmste, das wärmste
oder auch nur das
viertwärmste Jahr seit 1861, dem Beginn der Aufzeichnungen, war.
Vorläufige Schätzungen der WMO, der
Weltmeteorologieorganisation, in
der sich die nationalen Wetterdienste zusammengeschlossen haben, gehen
von einer Jahresmitteltemperatur von 14,5 Grad Celsius aus. Das
wären
0,5 Grad mehr als der Mittelwert der Jahre 1960 bis 1990, der
gewöhnlich als Referenz genommen wird. In Deutschland war es im
Jahresdurchschnitt sogar um 0,8 Grad Celsius zu warm. Global
könnten es
auch einige Hundertstel Grad mehr oder weniger als die
WMO-Schätzung
gewesen sein, denn noch sind nicht alle Daten gesichtet, bewertet und
in den globalen Mittelwert eingeflossen. Klar ist jedoch, daß
2005 ganz
im Trend der beschleunigten Erwärmung lag: Seit Beginn des 20.
Jahrhunderts hat die Temperatur des Planeten zwischen 0,6 und 0,7 Grad
Celsius zugenommen, also um etwa 0,06 bis 0,07 Grad pro Dekade. Doch
seit 1976 hat sich der Anstieg erheblich beschleunigt und beträgt
nun
0,18 Grad Celsius pro Jahrzehnt.
Das hört sich für den Laien unspektakulär an, denn was
machen schon
0,18 Grad Celsius mehr oder weniger an einem schönen
Frühlingstag aus.
Der Unterschied ist für den Menschen nicht einmal spürbar.
Und doch
verändert die Erhöhung der über das Jahr gemittelten
Temperatur um nur
ein Zehntel Grad Celsius das Klima
in einer Region bereits meßbar und setzt zum Beispiel Pflanzen
und
Tiere unter erheblichen Anpassungsdruck. Biologen gehen davon aus,
daß
in Deutschland eine Temperaturerhöhung von 0,1 Grad Celsius pro
Dekade
das Maximum dessen ist, was die hiesige Flora und Fauna verträgt.
Bei
diesem Tempo kann sie gerade noch den sich nach Norden verschiebenden
Vegetationszonen hinterher wandern. Fällt der Temperaturanstieg
schneller aus, ist mittel- bis langfristig ein großes
Artensterben die
Folge.
Doch der Streß für die Tier- und Pflanzenwelt – der
auch für die
Nutzpflanzen und damit für unsere Ernährung zum Problem
werden kann –
ist nur einer von vielen Gründen, weshalb wir uns über die
zunehmende
Erwärmung Sorgen machen sollten. Mindestens genauso schwerwiegend
ist
die Zunahme extremer Wetterereignisse. Das Katastrophenjahr 2005 hat
uns davon mal wieder einen herben Vorgeschmack gegeben.
Rekordverdächtige Hurrikane
Besonders die atlantischen Hurrikane und ihre kleineren Brüder,
die
tropischen Wirbelstürme, sorgten für reichlich Schlagzeilen.
26 von
ihnen, so viele wie nie zuvor seit dem Beginn der Aufzeichnungen 1861,
zogen über den südlichen Nordatlantik. Mit
»Vince« bildete sich zum
ersten Mal auch im östlichen Nordatlantik ein Hurrikan. Er zog an
der
portugiesischen Insel Madeira vorbei und traf in Südspanien auf
Land.
Der Schaden, den er dort anrichtete, war zum Glück gering. Kurz
vor
Schluß der Hurrikansaison wurden Ende November die kanarischen
Inseln
vom tropischen Sturm »Delta« – den Meteorologen waren
zwischenzeitlich
die Namen ausgegangen, so daß sie auf das griechische Alphabet
zurückgreifen mußten – getroffen. Auch das war eine
Premiere.
Mit »Wilma« hatte das Jahr 2005 auch den stärksten
jemals beobachteten
Hurrikan zu verzeichnen, wobei sich die Stärke eines Hurrikans in
der
Windgeschwindigkeit und in der Tiefe des Druckabfalls in seinem Zentrum
mißt. Mit Gesamtschäden in Höhe von 16 Milliarden
US-Dollar in Mexiko
und Florida verlief er aber noch relativ glimpflich.
»Katrina«
hingegen, der Ende August in New Orleans auf Land traf, wird in die
Geschichte als der mit Abstand zerstörerischste Sturm aller Zeiten
eingehen. Zwar hat es zuvor Hurrikane gegeben, die noch mehr als
»Katrinas« 1306 offizielle Todesopfer gefordert haben. Aber
der Schaden
von 125 Milliarden US-Dollar stellt alles bisher Gesehene in den
Schatten. Bei dem weltgrößten Rückversicherer, der
Münchner Rück,
spricht man von einer »neuen Dimension«. 75 Milliarden
US-Dollar an
Versicherungsschäden sind 2005 durch Naturkatastrophen entstanden,
45
Milliarden allein durch »Katrina«.
»Katrina« ist auch in anderer Hinsicht ein
»Rekord«: Nie zuvor hat in
einem so reichen Land, wie die USA es sind, eine Regierung Teile der
Bevölkerung so gezielt vernachlässigt. Weder wurden die meist
schwarzen
Bewohner New Orleans’ rechtzeitig evakuiert, noch hat man sich um
ihre
Versorgung gekümmert. Tagelang blieben Zehntausende in der
überfluteten
Stadt sich selbst überlassen und wurden zum Teil sogar am
Verlassen der
Region gehindert. Es fehlten nicht nur Rettungsteams, die Behörden
vereitelten sogar spontane Hilfeversuche von Feuerwehrleuten und
anderen entsprechend Ausgebildeten, die aus anderen Bundesstaaten in
die Katastrophenregion gefahren waren. Nach Tagen schickte man
schließlich Soldaten und private »Sicherheitsdienste«
in die Stadt.
Nicht zum Helfen, sondern um mit Schnellfeuergewehren und Panzerwagen
Jagd auf vermeintliche Plünderer zu machen. Wenn das moralische
Niveau
der Bush-Regierung nach dem Irak-Krieg noch tiefer sinken konnte, dann
ist dies durch die Ereignisse in New Orleans geschehen. Im Ergebnis
läßt sich sagen, daß die meisten, wenn nicht alle
Toten hätten
vermieden werden können, sofern die Deiche bei Zeiten erhöht
worden
wären; an entsprechenden Warnungen hatte es nämlich nicht
gemangelt.
Außerdem ist die Zahl der Toten vermutlich wesentlich höher
als
offiziell angegeben, denn es gelten noch immer über 6000 Menschen
als
vermißt.
Hitze, Flut und Dürre
Über die vielen Schlagzeilen, die »Katrina« machte,
geraten andere
Wetterkatastrophen, die kaum weniger menschliches Leid verursachten,
schnell in Vergessenheit. Hurrikan »Stan« verheerte zum
Beispiel Anfang
Oktober mehrere zentralamerikanische Staaten, zerstörte die
Ernten,
tötete 752 Menschen und machte über 800000 obdachlos. Am
schwersten war
Guatemala betroffen, wo drei Monate später noch immer mehr als
300000
Menschen von den Nahrungsmittellieferungen der internationalen
Hilfsorganisationen abhängig sind.
James T. Morris, der Direktor des UN-Welternährungsprogramms (WFP,
World Food Programme) beschrieb am 28. Dezember 2005 als das Jahr mit
den größten Herausforderungen für die Organisatoren
humanitärer Hilfe
seit dem Zweiten Weltkrieg. Während die Opfer der
Tsunamikatastrophe
auf überwältigende internationale Hilfe zählen konnten,
so Morris, gebe
es auf andere Hilfsaufrufe des WFP weniger Resonanz. Zum Beispiel
fehlen dem WFP noch über 100 Millionen US-Dollar, oder ein Drittel
der
Projektsumme, um zehn Millionen Menschen im südlichen Afrika zu
versorgen. Dort ist in vielen Regionen aufgrund einer langanhaltenden
Dürre die Ernte ausgefallen. Besonders schlimm ist das kleine
Malawi
betroffen, wo allein über fünf Millionen Menschen auf
Nahrungsmittelhilfen angewiesen sind. Schwere Dürren herrschten
2005
auch am Horn von Afrika und in weiten Teilen Australiens. In Brasilien
erlebte der Regenwald am Amazonas in der zweiten Jahreshälfte eine
extreme Trockenperiode und die niedrigsten Wasserstände seit
mindestens
60 Jahren. In vielen Nebenflüssen des Amazonas kam es zu einem
massiven
Fischsterben. Auch Westeuropa litt unter einem
außergewöhnlichen Mangel
an Niederschlägen. Am härtesten betroffen waren Spanien und
Portugal,
die die schlimmste Dürre seit den späten 1940er Jahren
erlebten.
Algerien litt im Juli unter einer Hitzewelle, die das Thermometer bis
auf 50 Grad klettern ließ. Auch Pakistan und Teile Indiens
stöhnten im
Mai und Juni bei Temperaturen zwischen 45 und 50 Grad. Aus Indien
wurden 400 Todesopfer gemeldet, aus den anderen Ländern sind keine
Zahlen bekannt. Die Hitze war auch eine Folge eines verspäteten
Monsuns. Als dieser schließlich einsetzte, brachte er in vielen
Gegenden des Subkontinents massive Niederschläge und
Überschwemmungen.
20 Millionen Menschen waren betroffen, über 1 800 Tote wurden
beklagt.
Mumbai (Bombay) meldete am 27. Juli nie dagewesene 944 Millimeter
Niederschlag, die innerhalb von 24 Stunden gefallen waren. Zum
Vergleich: In Deutschland regnete es 2005 über das ganze Jahr
verteilt
durchschnittlich 736 Millimeter. Auch andere Regionen in Asien und
Europa wurden von schweren Regenfluten heimgesucht, zum Teil in nie
zuvor gesehenem Ausmaß, wie die Schweiz.
Das schwere Erdbeben, das am 8. Oktober in Nordpakistan in der Region
um Muzaffarabad mindestens 78000 Menschen tötete, hat zwar nichts
mit Klimaveränderungen
zu tun. Aber die Überlebenden in ihren Zelten sind auch Opfer der
Wetterverhältnisse. Nur unzureichend gegen den harten Winter
geschützt,
sind sie in den höher gelegenen Gebieten derzeit
Schneestürmen und
Temperaturen unter null Grad Celsius ausgesetzt. In den etwas tieferen
Tälern geht der Niederschlag hingegen in Regen über, mit der
Aussicht,
daß es auch dort demnächst noch kälter wird. Seit Ende
November sind in
der Katastrophenregion bereits 32 Millimeter Regen gefallen, der in
einigen Dörfern Erdrutsche verursachte. Pakistans Wetterdienst
geht
davon aus, daß der Region ein ungewöhnlich harter Winter
bevorsteht und
in den kommenden Wochen die Temperatur auch am Tag oft unter null Grad
bleiben wird. Nachttemperaturen könnten im Januar bis auf minus 20
Grad
Celsius fallen. Keine angenehme Aussicht für Menschen, die in
Zelten
ausharren müssen. Trotzdem haben die Regierungen auf den Appell
des
WFP, 100 Millionen US-Dollar für die Versorgung der Opfer zu
spenden,
bisher nur sehr zögerlich reagiert. Bis zum 28. Dezember waren
erst
42,6 Millionen Dollar eingegangen. Wie in den USA verstärkt hier
die
Unfähigkeit der Gesellschaft zur schnellen und effektiven Hilfe
das
Leid der Betroffenen erheblich.
Das dicke Ende kommt noch
Natürlich kann man nicht jedes Unwetter auf die globale
Erwärmung
zurückführen. Ganz so simpel ist der Zusammenhang nicht.
Wetterkatastrophen hat es immer gegeben, aber sie werden in einer
wärmeren Welt häufiger und intensiver. Darüber sind sich
die
Wissenschaftler weitgehend einig. Uns steht also noch einiges bevor,
wenn weiter wie bisher Treibhausgase in die Luft gepumpt werden. Dann
wird es bis 2100, sagen die Klimaforscher,
um mindestens 1,5 – vielleicht aber auch um 5,8 – Grad
Celsius wärmer werden.
Die Aufzählung vergangener Katastrophen und drohender Gefahren ist
zweifelsohne einschüchternd. Schnell kann der Eindruck entstehen,
die
letzte Messe sei bereits gelesen, nichts sei mehr zu machen. Doch das
ist falsch. Die Auswirkungen des bisherigen Anstiegs der Treibhausgase
sind kaum rückgängig zu machen, aber die Klimaänderung,
die sie bewirkt haben, sind nur ein schwacher Abglanz dessen, was der
Menschheit in einem Business-as-usual-Szenario bevorsteht. Das dicke
Ende kommt noch, wenn der Ausstoß der Treibhausgase nicht in den
nächsten Jahrzehnten drastisch reduziert wird.
Energiewende nötig
Voraussetzung dafür ist eine radikale Umkehr in der Energie- und
Verkehrspolitik. Ein großer Teil der Emissionen entsteht in
Deutschland
durch das Heizen. Ein Programm, das die Hausbesitzer zur besseren
Wärmeisolierung auch der Altbauten zwingt, könnte zur
Einsparung von
über 50 Prozent der eingesetzten Energie führen, den
Geldbeutel der
Mieter erheblich entlasten, die Umwelt schonen und auch noch Tausende
Arbeitsplätze im Baugewerbe schaffen. Kraftwärmekoppelung,
die Nutzung
der bei der Stromproduktion entstehenden Abwärme zu Heizzwecken,
könnte
ebenfalls zur intelligenteren Ausnutzung der kostbaren Kraftstoffe
beitragen. Die Großkraftwerke, die noch immer die Landschaft der
Stromversorgung bestimmen, entsprechen zwar der zentralisierten
Unternehmensstruktur der von wenigen Konzernen beherrschten Branche,
aber sie vergeuden oft mehr als 50 Prozent der Energie, da die
Abwärme
ungenutzt an die Umwelt abgegeben wird. Optimal wären kleinere
dezentrale Einheiten und natürlich die verstärkte
Stromerzeugung mit
emissionsfreien Technologien wie der Windenergie. Gegen beides gibt es
jedoch in den Konzernetagen erhebliche Widerstände.
Eine weitere wichtige Quelle der Treibhausgase ist der
individualisierte Straßenverkehr, der wesentlich
energieaufwendiger ist
als die Bahn und der öffentliche Nahverkehr. Das ist seit langem
bekannt, und dennoch scheinen die großen Parteien – die
grüne
»Umweltschutzpartei« eingeschlossen – nichts anderes
im Sinn zu haben,
als sie mit Privatisierung und Rationalisierung immer unattraktiver zu
gestalten. Es scheint, als sollte auch noch der letzte hartgesottene
Bahnfan ins Auto gezwungen werden.
Eines hat die ganze Klimadiskussion der
letzten zwei Jahrzehnte auf jeden Fall gezeigt: Die Bundesregierungen
sind vor allem den Interessen der Energie- und Autokonzerne
verpflichtet. Aus Helmut Kohls vollmundigen Ankündigungen, die
Emissionen um 25 Prozent zu senken, die er als Kanzler der Alt-BRD tat,
sind bisher mickrige 18 bis 20 gesamtdeutsche Prozent geworden, die
überwiegend dem industriellen Kahlschlag in Ostdeutschland zu
verdanken
sind. Ohne öffentlichen Druck wird sich also in Sachen Klimaschutz gar nichts bewegen. Dabei
läßt sich Klimaschutz –
siehe Wärmedämmung – leicht mit der Forderung nach der
Schaffung sinnvoller Arbeitsplätze verbinden.
Glossar: Menschengemachter Klimawandel
Aerosole – So nennt man feine Staubteilchen aller Art, die in der
Luft
schweben, aufgewirbelt von Feuer oder vom Wind, und dort meist mehrere
Tage verbleiben. Die wichtigsten Aerosole sind Schwefelverbindungen,
die aus der Verbrennung von Kohle und Erdölprodukten stammen. Sie
sind
für Atemwegserkrankungen und sauren Regen verantwortlich, weshalb
Indien und China, wo die Luft einiger Metropolen besonders stark
belastet ist, Anstrengungen zur Luftreinhaltung unternehmen. Das
Problem: Die Aerosole haben einen kühlenden Effekt, weil sie
Sonnenlicht reflektieren. Sie sind über den chinesischen
Ballungszentren so stark konzentriert, daß sie nachweislich den
globalen Treibhauseffekt abmildern. Oder anders ausgedrückt: Wenn
die
Chinesen schärfere Abgasnormen durchsetzen und in ihre Kraftwerke
Filter einbauen, damit sie mal wieder richtig durchatmen können,
dann
wird der Treibhauseffekt verstärkt, und zwar um bis zu 30 Prozent,
wie
jüngst eine Studie zeigte.
Meeresspiegel – Zum Ende des Jahrhunderts wird der Meeresspiegel,
so die Prognose der Klimaforscher,
um bis zu 88 Zentimeter ansteigen. Ursache ist weniger das Abschmelzen
von Eis als die langsame Erwärmung der Meere. Wie jedes andere
Material
dehnt sich Wasser mit zunehmender Temperatur aus. Da das Tiefenwasser
der Weltmeere nur sehr langsam auf die Veränderungen an der
Oberfläche
reagiert, wird der Anstieg noch viele Jahrhunderte anhalten, nachdem
die Treibhausgase längst stabilisiert sind. Viele kleine
Inselstaaten
im Pazifik, in der Karibik und im Indischen Ozean, die sich oft nicht
höher als zwei Meter aus dem Meer erheben, sind in ihrer Existenz
bedroht. Schon bevor die Inseln untergehen, werden sie durch
Salzwassereinbrüche in die Trinkwasserreservoirs unbewohnbar
werden.
Auch viele
dichtbesiedelte Küstenregionen von Hamburg über die
Niederlande, das
Nildelta bis zu den Mündungsgebieten von Ganges, Mekong, Yangtse
und
Mississippi sind bedroht. In Südchina führt dieser Tage eine
schwere
Dürre dazu, daß Salzwasser weit in den Perlfluß und
dessen Nebenarme
eindringt und die Trinkwasserversorgung mehrerer Städte bedroht.
Der
Perlfluß strömt zwischen Hongkong und Macau ins Meer.
Permafrost – In den arktischen Tundren Sibiriens und
Nordamerikas,
sowie auf einigen Hochplateaus weiter im Süden, wie dem
tibetischen,
ist der Boden das ganze Jahr über gefroren. In einigen Regionen
reicht
die Zone ewigen Frostes bis in 300 Meter Tiefe. Nur die oberen 30
Zentimeter tauen gewöhnlich während des Sommers auf.
Gebäude, Straßen,
Pipelines und Eisenbahnen, wie die kürzlich fertiggestellte
Verbindung
nach Lhasa, der Hauptstadt Tibets, die über weite Strecken in 4000
Meter Höhe verläuft, sind auf diesem Eis gegründet. Taut
es weg, so
stürzen die Konstruktionen ein oder versinken im Morast. Genau das
droht vielerorts in der Arktis und wird zum Teil schon beobachtet. Eine
neue Studie sagt voraus, daß bis 2050 über die Hälfte
der
Permafrostfläche aufgetaut sein könnte, wenn die globale
Erwärmung
nicht gestoppt wird. Die Sümpfe, die aus dem Permafrostboden
entstehen
würden, werden große Mengen Kohlendioxid und Methan
freisetzen und
damit den Treibhauseffekt weiter verstärken.
Temperatur – Wenn von der globalen Temperatur die Rede ist, dann
ist
damit ein in mehrfacher Hinsicht gemittelter Wert für die
bodennahe
Luft gemeint. An Zehntausenden von Stationen auf allen Kontinenten wird
mehrmals täglich unter genormten Bedingungen die Lufttemperatur
gemessen. Hinzu kommen Messungen auf zahlreichen Schiffen. Auf
Grundlage dieser Daten werden Jahresmittelwerte errechnet und diese
wiederum unter Berücksichtigung der Größe der Gebiete,
für die sie
repräsentativ sind, zu einem globalen Mittelwert
zusammengefaßt. Seit
1861 ist die Erde mit ausreichend Meßstationen überzogen, um
einen
globalen Mittelwert zu bilden.
Treibhauseffekt – Verschiedene Spurengase sorgen in der
Atmosphäre
dafür, daß die Wärmeabstrahlung der Erdoberfläche
und der Meere nicht
unbegrenzt ins Weltall entweicht. Ein Teil dieser Strahlung wird von
den Gasen in der Atmosphäre absorbiert, wodurch diese sich
erwärmt.
Ohne diese »wärmende Decke« der Spurengase wäre
es auf der Erde 30 Grad
kälter. Der Mensch ist durch Waldrodungen und vor allem durch
seine
industriellen Aktivitäten dabei, die Konzentration dieser Gase zu
erhöhen. Damit erwärmen sich die unteren Luftschichten und
mit ihnen
das ganze Klimasystem,
zu dem auch die Meere, das Eis und die Landoberflächen
gehören. Um
genau zu sein, sprechen Wissenschaftler gerne vom zusätzlichen
oder
anthropogenen (menschengemachten) Treibhauseffekt.
Treibhausgase – Wichtigste Ursache dieses menschengemachten
Treibhauseffektes ist das Kohlendioxid (CO2). 60 Prozent der
Belastungen gehen auf sein Konto, weitere 20 Prozent auf das des
Methans (CH4). Den Rest teilen sich verschiedene industrielle Gase
(hauptsächlich FCKW), die Stickoxide, die bei der Verbrennung von
Benzin, Öl und Kohle entstehen, sowie das bodennahe Ozon, das ein
(chemisch sehr aggressives) Abfallprodukt dieser Luftverschmutzung ist.