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04.01.2006 / Thema / Seite 10

Das Katastrophenjahr

Hurrikane, Hitzewellen und Flutkatastrophen – 2005 kam es zu extremen Wetterereignissen in bislang unbekanntem Ausmaß

Wolfgang Pomrehn

Die Meteorologen sind sich noch nicht ganz sicher, ob das zurückliegende Jahr nun das zweitwärmste, das wärmste oder auch nur das viertwärmste Jahr seit 1861, dem Beginn der Aufzeichnungen, war. Vorläufige Schätzungen der WMO, der Weltmeteorologieorganisation, in der sich die nationalen Wetterdienste zusammengeschlossen haben, gehen von einer Jahresmitteltemperatur von 14,5 Grad Celsius aus. Das wären 0,5 Grad mehr als der Mittelwert der Jahre 1960 bis 1990, der gewöhnlich als Referenz genommen wird. In Deutschland war es im Jahresdurchschnitt sogar um 0,8 Grad Celsius zu warm. Global könnten es auch einige Hundertstel Grad mehr oder weniger als die WMO-Schätzung gewesen sein, denn noch sind nicht alle Daten gesichtet, bewertet und in den globalen Mittelwert eingeflossen. Klar ist jedoch, daß 2005 ganz im Trend der beschleunigten Erwärmung lag: Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat die Temperatur des Planeten zwischen 0,6 und 0,7 Grad Celsius zugenommen, also um etwa 0,06 bis 0,07 Grad pro Dekade. Doch seit 1976 hat sich der Anstieg erheblich beschleunigt und beträgt nun 0,18 Grad Celsius pro Jahrzehnt.
Das hört sich für den Laien unspektakulär an, denn was machen schon 0,18 Grad Celsius mehr oder weniger an einem schönen Frühlingstag aus. Der Unterschied ist für den Menschen nicht einmal spürbar. Und doch verändert die Erhöhung der über das Jahr gemittelten Temperatur um nur ein Zehntel Grad Celsius das Klima in einer Region bereits meßbar und setzt zum Beispiel Pflanzen und Tiere unter erheblichen Anpassungsdruck. Biologen gehen davon aus, daß in Deutschland eine Temperaturerhöhung von 0,1 Grad Celsius pro Dekade das Maximum dessen ist, was die hiesige Flora und Fauna verträgt. Bei diesem Tempo kann sie gerade noch den sich nach Norden verschiebenden Vegetationszonen hinterher wandern. Fällt der Temperaturanstieg schneller aus, ist mittel- bis langfristig ein großes Artensterben die Folge.

Doch der Streß für die Tier- und Pflanzenwelt – der auch für die Nutzpflanzen und damit für unsere Ernährung zum Problem werden kann – ist nur einer von vielen Gründen, weshalb wir uns über die zunehmende Erwärmung Sorgen machen sollten. Mindestens genauso schwerwiegend ist die Zunahme extremer Wetterereignisse. Das Katastrophenjahr 2005 hat uns davon mal wieder einen herben Vorgeschmack gegeben.


Rekordverdächtige Hurrikane

Besonders die atlantischen Hurrikane und ihre kleineren Brüder, die tropischen Wirbelstürme, sorgten für reichlich Schlagzeilen. 26 von ihnen, so viele wie nie zuvor seit dem Beginn der Aufzeichnungen 1861, zogen über den südlichen Nordatlantik. Mit »Vince« bildete sich zum ersten Mal auch im östlichen Nordatlantik ein Hurrikan. Er zog an der portugiesischen Insel Madeira vorbei und traf in Südspanien auf Land. Der Schaden, den er dort anrichtete, war zum Glück gering. Kurz vor Schluß der Hurrikansaison wurden Ende November die kanarischen Inseln vom tropischen Sturm »Delta« – den Meteorologen waren zwischenzeitlich die Namen ausgegangen, so daß sie auf das griechische Alphabet zurückgreifen mußten – getroffen. Auch das war eine Premiere.

Mit »Wilma« hatte das Jahr 2005 auch den stärksten jemals beobachteten Hurrikan zu verzeichnen, wobei sich die Stärke eines Hurrikans in der Windgeschwindigkeit und in der Tiefe des Druckabfalls in seinem Zentrum mißt. Mit Gesamtschäden in Höhe von 16 Milliarden US-Dollar in Mexiko und Florida verlief er aber noch relativ glimpflich. »Katrina« hingegen, der Ende August in New Orleans auf Land traf, wird in die Geschichte als der mit Abstand zerstörerischste Sturm aller Zeiten eingehen. Zwar hat es zuvor Hurrikane gegeben, die noch mehr als »Katrinas« 1306 offizielle Todesopfer gefordert haben. Aber der Schaden von 125 Milliarden US-Dollar stellt alles bisher Gesehene in den Schatten. Bei dem weltgrößten Rückversicherer, der Münchner Rück, spricht man von einer »neuen Dimension«. 75 Milliarden US-Dollar an Versicherungsschäden sind 2005 durch Naturkatastrophen entstanden, 45 Milliarden allein durch »Katrina«.

»Katrina« ist auch in anderer Hinsicht ein »Rekord«: Nie zuvor hat in einem so reichen Land, wie die USA es sind, eine Regierung Teile der Bevölkerung so gezielt vernachlässigt. Weder wurden die meist schwarzen Bewohner New Orleans’ rechtzeitig evakuiert, noch hat man sich um ihre Versorgung gekümmert. Tagelang blieben Zehntausende in der überfluteten Stadt sich selbst überlassen und wurden zum Teil sogar am Verlassen der Region gehindert. Es fehlten nicht nur Rettungsteams, die Behörden vereitelten sogar spontane Hilfeversuche von Feuerwehrleuten und anderen entsprechend Ausgebildeten, die aus anderen Bundesstaaten in die Katastrophenregion gefahren waren. Nach Tagen schickte man schließlich Soldaten und private »Sicherheitsdienste« in die Stadt. Nicht zum Helfen, sondern um mit Schnellfeuergewehren und Panzerwagen Jagd auf vermeintliche Plünderer zu machen. Wenn das moralische Niveau der Bush-Regierung nach dem Irak-Krieg noch tiefer sinken konnte, dann ist dies durch die Ereignisse in New Orleans geschehen. Im Ergebnis läßt sich sagen, daß die meisten, wenn nicht alle Toten hätten vermieden werden können, sofern die Deiche bei Zeiten erhöht worden wären; an entsprechenden Warnungen hatte es nämlich nicht gemangelt. Außerdem ist die Zahl der Toten vermutlich wesentlich höher als offiziell angegeben, denn es gelten noch immer über 6000 Menschen als vermißt.


Hitze, Flut und Dürre

Über die vielen Schlagzeilen, die »Katrina« machte, geraten andere Wetterkatastrophen, die kaum weniger menschliches Leid verursachten, schnell in Vergessenheit. Hurrikan »Stan« verheerte zum Beispiel Anfang Oktober mehrere zentralamerikanische Staaten, zerstörte die Ernten, tötete 752 Menschen und machte über 800000 obdachlos. Am schwersten war Guatemala betroffen, wo drei Monate später noch immer mehr als 300000 Menschen von den Nahrungsmittellieferungen der internationalen Hilfsorganisationen abhängig sind.
James T. Morris, der Direktor des UN-Welternährungsprogramms (WFP, World Food Programme) beschrieb am 28. Dezember 2005 als das Jahr mit den größten Herausforderungen für die Organisatoren humanitärer Hilfe seit dem Zweiten Weltkrieg. Während die Opfer der Tsunamikatastrophe auf überwältigende internationale Hilfe zählen konnten, so Morris, gebe es auf andere Hilfsaufrufe des WFP weniger Resonanz. Zum Beispiel fehlen dem WFP noch über 100 Millionen US-Dollar, oder ein Drittel der Projektsumme, um zehn Millionen Menschen im südlichen Afrika zu versorgen. Dort ist in vielen Regionen aufgrund einer langanhaltenden Dürre die Ernte ausgefallen. Besonders schlimm ist das kleine Malawi betroffen, wo allein über fünf Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen sind. Schwere Dürren herrschten 2005 auch am Horn von Afrika und in weiten Teilen Australiens. In Brasilien erlebte der Regenwald am Amazonas in der zweiten Jahreshälfte eine extreme Trockenperiode und die niedrigsten Wasserstände seit mindestens 60 Jahren. In vielen Nebenflüssen des Amazonas kam es zu einem massiven Fischsterben. Auch Westeuropa litt unter einem außergewöhnlichen Mangel an Niederschlägen. Am härtesten betroffen waren Spanien und Portugal, die die schlimmste Dürre seit den späten 1940er Jahren erlebten.

Algerien litt im Juli unter einer Hitzewelle, die das Thermometer bis auf 50 Grad klettern ließ. Auch Pakistan und Teile Indiens stöhnten im Mai und Juni bei Temperaturen zwischen 45 und 50 Grad. Aus Indien wurden 400 Todesopfer gemeldet, aus den anderen Ländern sind keine Zahlen bekannt. Die Hitze war auch eine Folge eines verspäteten Monsuns. Als dieser schließlich einsetzte, brachte er in vielen Gegenden des Subkontinents massive Niederschläge und Überschwemmungen. 20 Millionen Menschen waren betroffen, über 1 800 Tote wurden beklagt. Mumbai (Bombay) meldete am 27. Juli nie dagewesene 944 Millimeter Niederschlag, die innerhalb von 24 Stunden gefallen waren. Zum Vergleich: In Deutschland regnete es 2005 über das ganze Jahr verteilt durchschnittlich 736 Millimeter. Auch andere Regionen in Asien und Europa wurden von schweren Regenfluten heimgesucht, zum Teil in nie zuvor gesehenem Ausmaß, wie die Schweiz.

Das schwere Erdbeben, das am 8. Oktober in Nordpakistan in der Region um Muzaffarabad mindestens 78000 Menschen tötete, hat zwar nichts mit Klimaveränderungen zu tun. Aber die Überlebenden in ihren Zelten sind auch Opfer der Wetterverhältnisse. Nur unzureichend gegen den harten Winter geschützt, sind sie in den höher gelegenen Gebieten derzeit Schneestürmen und Temperaturen unter null Grad Celsius ausgesetzt. In den etwas tieferen Tälern geht der Niederschlag hingegen in Regen über, mit der Aussicht, daß es auch dort demnächst noch kälter wird. Seit Ende November sind in der Katastrophenregion bereits 32 Millimeter Regen gefallen, der in einigen Dörfern Erdrutsche verursachte. Pakistans Wetterdienst geht davon aus, daß der Region ein ungewöhnlich harter Winter bevorsteht und in den kommenden Wochen die Temperatur auch am Tag oft unter null Grad bleiben wird. Nachttemperaturen könnten im Januar bis auf minus 20 Grad Celsius fallen. Keine angenehme Aussicht für Menschen, die in Zelten ausharren müssen. Trotzdem haben die Regierungen auf den Appell des WFP, 100 Millionen US-Dollar für die Versorgung der Opfer zu spenden, bisher nur sehr zögerlich reagiert. Bis zum 28. Dezember waren erst 42,6 Millionen Dollar eingegangen. Wie in den USA verstärkt hier die Unfähigkeit der Gesellschaft zur schnellen und effektiven Hilfe das Leid der Betroffenen erheblich.


Das dicke Ende kommt noch

Natürlich kann man nicht jedes Unwetter auf die globale Erwärmung zurückführen. Ganz so simpel ist der Zusammenhang nicht. Wetterkatastrophen hat es immer gegeben, aber sie werden in einer wärmeren Welt häufiger und intensiver. Darüber sind sich die Wissenschaftler weitgehend einig. Uns steht also noch einiges bevor, wenn weiter wie bisher Treibhausgase in die Luft gepumpt werden. Dann wird es bis 2100, sagen die Klimaforscher, um mindestens 1,5 – vielleicht aber auch um 5,8 – Grad Celsius wärmer werden.

Die Aufzählung vergangener Katastrophen und drohender Gefahren ist zweifelsohne einschüchternd. Schnell kann der Eindruck entstehen, die letzte Messe sei bereits gelesen, nichts sei mehr zu machen. Doch das ist falsch. Die Auswirkungen des bisherigen Anstiegs der Treibhausgase sind kaum rückgängig zu machen, aber die Klimaänderung, die sie bewirkt haben, sind nur ein schwacher Abglanz dessen, was der Menschheit in einem Business-as-usual-Szenario bevorsteht. Das dicke Ende kommt noch, wenn der Ausstoß der Treibhausgase nicht in den nächsten Jahrzehnten drastisch reduziert wird.


Energiewende nötig

Voraussetzung dafür ist eine radikale Umkehr in der Energie- und Verkehrspolitik. Ein großer Teil der Emissionen entsteht in Deutschland durch das Heizen. Ein Programm, das die Hausbesitzer zur besseren Wärmeisolierung auch der Altbauten zwingt, könnte zur Einsparung von über 50 Prozent der eingesetzten Energie führen, den Geldbeutel der Mieter erheblich entlasten, die Umwelt schonen und auch noch Tausende Arbeitsplätze im Baugewerbe schaffen. Kraftwärmekoppelung, die Nutzung der bei der Stromproduktion entstehenden Abwärme zu Heizzwecken, könnte ebenfalls zur intelligenteren Ausnutzung der kostbaren Kraftstoffe beitragen. Die Großkraftwerke, die noch immer die Landschaft der Stromversorgung bestimmen, entsprechen zwar der zentralisierten Unternehmensstruktur der von wenigen Konzernen beherrschten Branche, aber sie vergeuden oft mehr als 50 Prozent der Energie, da die Abwärme ungenutzt an die Umwelt abgegeben wird. Optimal wären kleinere dezentrale Einheiten und natürlich die verstärkte Stromerzeugung mit emissionsfreien Technologien wie der Windenergie. Gegen beides gibt es jedoch in den Konzernetagen erhebliche Widerstände.

Eine weitere wichtige Quelle der Treibhausgase ist der individualisierte Straßenverkehr, der wesentlich energieaufwendiger ist als die Bahn und der öffentliche Nahverkehr. Das ist seit langem bekannt, und dennoch scheinen die großen Parteien – die grüne »Umweltschutzpartei« eingeschlossen – nichts anderes im Sinn zu haben, als sie mit Privatisierung und Rationalisierung immer unattraktiver zu gestalten. Es scheint, als sollte auch noch der letzte hartgesottene Bahnfan ins Auto gezwungen werden.

Eines hat die ganze Klimadiskussion der letzten zwei Jahrzehnte auf jeden Fall gezeigt: Die Bundesregierungen sind vor allem den Interessen der Energie- und Autokonzerne verpflichtet. Aus Helmut Kohls vollmundigen Ankündigungen, die Emissionen um 25 Prozent zu senken, die er als Kanzler der Alt-BRD tat, sind bisher mickrige 18 bis 20 gesamtdeutsche Prozent geworden, die überwiegend dem industriellen Kahlschlag in Ostdeutschland zu verdanken sind. Ohne öffentlichen Druck wird sich also in Sachen Klimaschutz gar nichts bewegen. Dabei läßt sich Klimaschutz – siehe Wärmedämmung – leicht mit der Forderung nach der Schaffung sinnvoller Arbeitsplätze verbinden.


Glossar: Menschengemachter Klimawandel

Aerosole – So nennt man feine Staubteilchen aller Art, die in der Luft schweben, aufgewirbelt von Feuer oder vom Wind, und dort meist mehrere Tage verbleiben. Die wichtigsten Aerosole sind Schwefelverbindungen, die aus der Verbrennung von Kohle und Erdölprodukten stammen. Sie sind für Atemwegserkrankungen und sauren Regen verantwortlich, weshalb Indien und China, wo die Luft einiger Metropolen besonders stark belastet ist, Anstrengungen zur Luftreinhaltung unternehmen. Das Problem: Die Aerosole haben einen kühlenden Effekt, weil sie Sonnenlicht reflektieren. Sie sind über den chinesischen Ballungszentren so stark konzentriert, daß sie nachweislich den globalen Treibhauseffekt abmildern. Oder anders ausgedrückt: Wenn die Chinesen schärfere Abgasnormen durchsetzen und in ihre Kraftwerke Filter einbauen, damit sie mal wieder richtig durchatmen können, dann wird der Treibhauseffekt verstärkt, und zwar um bis zu 30 Prozent, wie jüngst eine Studie zeigte.

Meeresspiegel – Zum Ende des Jahrhunderts wird der Meeresspiegel, so die Prognose der Klimaforscher, um bis zu 88 Zentimeter ansteigen. Ursache ist weniger das Abschmelzen von Eis als die langsame Erwärmung der Meere. Wie jedes andere Material dehnt sich Wasser mit zunehmender Temperatur aus. Da das Tiefenwasser der Weltmeere nur sehr langsam auf die Veränderungen an der Oberfläche reagiert, wird der Anstieg noch viele Jahrhunderte anhalten, nachdem die Treibhausgase längst stabilisiert sind. Viele kleine Inselstaaten im Pazifik, in der Karibik und im Indischen Ozean, die sich oft nicht höher als zwei Meter aus dem Meer erheben, sind in ihrer Existenz bedroht. Schon bevor die Inseln untergehen, werden sie durch Salzwassereinbrüche in die Trinkwasserreservoirs unbewohnbar werden. Auch viele
dichtbesiedelte Küstenregionen von Hamburg über die Niederlande, das Nildelta bis zu den Mündungsgebieten von Ganges, Mekong, Yangtse und Mississippi sind bedroht. In Südchina führt dieser Tage eine schwere Dürre dazu, daß Salzwasser weit in den Perlfluß und dessen Nebenarme eindringt und die Trinkwasserversorgung mehrerer Städte bedroht. Der Perlfluß strömt zwischen Hongkong und Macau ins Meer.

Permafrost – In den arktischen Tundren Sibiriens und Nordamerikas, sowie auf einigen Hochplateaus weiter im Süden, wie dem tibetischen, ist der Boden das ganze Jahr über gefroren. In einigen Regionen reicht die Zone ewigen Frostes bis in 300 Meter Tiefe. Nur die oberen 30 Zentimeter tauen gewöhnlich während des Sommers auf. Gebäude, Straßen, Pipelines und Eisenbahnen, wie die kürzlich fertiggestellte Verbindung nach Lhasa, der Hauptstadt Tibets, die über weite Strecken in 4000 Meter Höhe verläuft, sind auf diesem Eis gegründet. Taut es weg, so stürzen die Konstruktionen ein oder versinken im Morast. Genau das droht vielerorts in der Arktis und wird zum Teil schon beobachtet. Eine neue Studie sagt voraus, daß bis 2050 über die Hälfte der Permafrostfläche aufgetaut sein könnte, wenn die globale Erwärmung nicht gestoppt wird. Die Sümpfe, die aus dem Permafrostboden entstehen würden, werden große Mengen Kohlendioxid und Methan freisetzen und damit den Treibhauseffekt weiter verstärken.

Temperatur – Wenn von der globalen Temperatur die Rede ist, dann ist damit ein in mehrfacher Hinsicht gemittelter Wert für die bodennahe Luft gemeint. An Zehntausenden von Stationen auf allen Kontinenten wird mehrmals täglich unter genormten Bedingungen die Lufttemperatur gemessen. Hinzu kommen Messungen auf zahlreichen Schiffen. Auf Grundlage dieser Daten werden Jahresmittelwerte errechnet und diese wiederum unter Berücksichtigung der Größe der Gebiete, für die sie repräsentativ sind, zu einem globalen Mittelwert zusammengefaßt. Seit 1861 ist die Erde mit ausreichend Meßstationen überzogen, um einen globalen Mittelwert zu bilden.

Treibhauseffekt – Verschiedene Spurengase sorgen in der Atmosphäre dafür, daß die Wärmeabstrahlung der Erdoberfläche und der Meere nicht unbegrenzt ins Weltall entweicht. Ein Teil dieser Strahlung wird von den Gasen in der Atmosphäre absorbiert, wodurch diese sich erwärmt. Ohne diese »wärmende Decke« der Spurengase wäre es auf der Erde 30 Grad kälter. Der Mensch ist durch Waldrodungen und vor allem durch seine industriellen Aktivitäten dabei, die Konzentration dieser Gase zu erhöhen. Damit erwärmen sich die unteren Luftschichten und mit ihnen das ganze Klimasystem, zu dem auch die Meere, das Eis und die Landoberflächen gehören. Um genau zu sein, sprechen Wissenschaftler gerne vom zusätzlichen oder anthropogenen (menschengemachten) Treibhauseffekt.

Treibhausgase – Wichtigste Ursache dieses menschengemachten Treibhauseffektes ist das Kohlendioxid (CO2). 60 Prozent der Belastungen gehen auf sein Konto, weitere 20 Prozent auf das des Methans (CH4). Den Rest teilen sich verschiedene industrielle Gase (hauptsächlich FCKW), die Stickoxide, die bei der Verbrennung von Benzin, Öl und Kohle entstehen, sowie das bodennahe Ozon, das ein (chemisch sehr aggressives) Abfallprodukt dieser Luftverschmutzung ist.