Eigentlich ist es Routine: Einmal im Jahr treffen sich ein paar tausend
Regierungsbeamte und Umweltminister aus aller Welt zur
UN-Klimakonferenz. Am heutigen Montag ist es wieder soweit. 14 Tage
lang wird man auf der indonesischen Insel Bali tagen. In diesem Jahr
ist jedoch alles anders. Schon lange haben die Treffen nicht mehr
für
so viel Wirbel gesorgt. Gründe dafür gibt es mehrere. Zum
einen ist im
letzten Jahr auf allen Kontinenten für viele Menschen der
beginnende
Klimawandel spürbar geworden: Dürren in Australien, China,
Südeuropa
und den USA, extreme Unwetter in der Karibik, Ostafrika sowie in
Süd-
und Ostasien, ein ausgebliebener Winter in Mitteleuropa.
Zwei Konferenzen
Zum anderen machen die jüngsten Berichte
des UN-Klimarates, in denen mehrere tausend Wissenschaftler den
Kenntnisstand zusammengefaßt haben, deutlich, daß die Zeit
langsam
knapp wird. In den nächsten zehn Jahren muß der weitere
Anstieg der
Treibhausgasemissionen endlich gestoppt und dann bis zur Mitte des
Jahrhunderts halbiert werden. Nur so kann eine globale Erwärmung
um
mehr als zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau noch
vermieden
werden. Schon diese zwei Grad werden für viele Regionen schwere
Konsequenzen haben, und einige Wissenschaftler halten diese Schwelle
bereits für zu hoch. Eines der großen Fragezeichen ist, wie
sich die
Eisschilde auf Grönland und in der Westantarktis verhalten, und
wie
stark und rasch der Meeresspiegel ansteigen wird. Daß es aber
jenseits
von zwei Grad auf dem Planeten auf jeden Fall ziemlich ungemütlich
werden würde, steht außer Zweifel. Daher muß der
Verbrauch von Kohle
und Erdölprodukten, die weit vor der Entwaldung die wichtigste
Quelle
der Treibhausgase sind, drastisch eingeschränkt werden.
Diese
relativ einfache Botschaft, gerät oft hinter der Komplexität
des
Verhandlungsprozesses in Vergessenheit. Im Grunde genommen finden in
Bali zwei Konferenzen statt: Die der Mitglieder der
Klimaschutzrahmenkonvention und jene der Vertragsstaaten des
Kyoto-Protokolls. Letzteres ist sozusagen die Konkretisierung der
Konvention, mit der erstmals verbindliche, wenn auch höchst
bescheidene
Reduktionsziele für die schlimmsten Verschmutzer, nämlich die
Industriestaaten, festgeschrieben wurden. Daher sind nicht alle Staaten
dem Kyoto-Protokoll beigetreten, vor allem die USA nicht, die nun, da
das Kyoto-Protokoll 2012 ausläuft, einen gänzlich neuen
Vertrag
fordern. Andere Länder, wie etwa Brasilien, wollen hingegen,
daß das
Protokoll mit einigen Ergänzungen fortgeschrieben wird.
Technologietransfer
Letzteres wäre schon deshalb sinnvoller,
weil nur noch wenig Zeit für Verhandlungen ist, wenn das neue
Abkommen
bereits 2013 in Kraft treten soll. Allerdings wird es bereits als
Erfolg gelten, wenn in Bali ein fester Zeitplan mit Tagesordnung, ein
sogenanntes Mandat, verabschiedet wird. Damit könnten die
Verhandlungen
für die Zeit nach Kyoto endlich auf den Weg gebracht werden.
Kritische
Fragen werden unter anderem sein, ob die Industriestaaten endlich
für
den Transfer klimaschonender Technologie in Entwicklungsländer
sorgen,
zu dem sie sich bereits vor 14 Jahren verpflichtet haben, und ob sie
für die durch den Klimawandel verursachten Schäden in den
Ländern des
Südens aufkommen. Mit Sicherheit werden sie versuchen, von der
eigenen
Verantwortung abzulenken, indem sie den Druck auf die
Schwellenländer
erhöhen.