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03.12.2007 / Schwerpunkt / Seite 3

Kritische Verhandlungen

Auf Bali beginnt heute die jährliche UN-Klimakonferenz, die den Weg für Gespräche über die Zeit nach 2012 ebnen soll

Von Wolfgang Pomrehn

Eigentlich ist es Routine: Einmal im Jahr treffen sich ein paar tausend Regierungsbeamte und Umweltminister aus aller Welt zur UN-Klimakonferenz. Am heutigen Montag ist es wieder soweit. 14 Tage lang wird man auf der indonesischen Insel Bali tagen. In diesem Jahr ist jedoch alles anders. Schon lange haben die Treffen nicht mehr für so viel Wirbel gesorgt. Gründe dafür gibt es mehrere. Zum einen ist im letzten Jahr auf allen Kontinenten für viele Menschen der beginnende Klimawandel spürbar geworden: Dürren in Australien, China, Südeuropa und den USA, extreme Unwetter in der Karibik, Ostafrika sowie in Süd- und Ostasien, ein ausgebliebener Winter in Mitteleuropa.

Zwei Konferenzen

Zum anderen machen die jüngsten Berichte des UN-Klimarates, in denen mehrere tausend Wissenschaftler den Kenntnisstand zusammengefaßt haben, deutlich, daß die Zeit langsam knapp wird. In den nächsten zehn Jahren muß der weitere Anstieg der Treibhausgasemissionen endlich gestoppt und dann bis zur Mitte des Jahrhunderts halbiert werden. Nur so kann eine globale Erwärmung um mehr als zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau noch vermieden werden. Schon diese zwei Grad werden für viele Regionen schwere Konsequenzen haben, und einige Wissenschaftler halten diese Schwelle bereits für zu hoch. Eines der großen Fragezeichen ist, wie sich die Eisschilde auf Grönland und in der Westantarktis verhalten, und wie stark und rasch der Meeresspiegel ansteigen wird. Daß es aber jenseits von zwei Grad auf dem Planeten auf jeden Fall ziemlich ungemütlich werden würde, steht außer Zweifel. Daher muß der Verbrauch von Kohle und Erdölprodukten, die weit vor der Entwaldung die wichtigste Quelle der Treibhausgase sind, drastisch eingeschränkt werden.

Diese relativ einfache Botschaft, gerät oft hinter der Komplexität des Verhandlungsprozesses in Vergessenheit. Im Grunde genommen finden in Bali zwei Konferenzen statt: Die der Mitglieder der Klimaschutzrahmenkonvention und jene der Vertragsstaaten des Kyoto-Protokolls. Letzteres ist sozusagen die Konkretisierung der Konvention, mit der erstmals verbindliche, wenn auch höchst bescheidene Reduktionsziele für die schlimmsten Verschmutzer, nämlich die Industriestaaten, festgeschrieben wurden. Daher sind nicht alle Staaten dem Kyoto-Protokoll beigetreten, vor allem die USA nicht, die nun, da das Kyoto-Protokoll 2012 ausläuft, einen gänzlich neuen Vertrag fordern. Andere Länder, wie etwa Brasilien, wollen hingegen, daß das Protokoll mit einigen Ergänzungen fortgeschrieben wird.

Technologietransfer

Letzteres wäre schon deshalb sinnvoller, weil nur noch wenig Zeit für Verhandlungen ist, wenn das neue Abkommen bereits 2013 in Kraft treten soll. Allerdings wird es bereits als Erfolg gelten, wenn in Bali ein fester Zeitplan mit Tagesordnung, ein sogenanntes Mandat, verabschiedet wird. Damit könnten die Verhandlungen für die Zeit nach Kyoto endlich auf den Weg gebracht werden.

Kritische Fragen werden unter anderem sein, ob die Industriestaaten endlich für den Transfer klimaschonender Technologie in Entwicklungsländer sorgen, zu dem sie sich bereits vor 14 Jahren verpflichtet haben, und ob sie für die durch den Klimawandel verursachten Schäden in den Ländern des Südens aufkommen. Mit Sicherheit werden sie versuchen, von der eigenen Verantwortung abzulenken, indem sie den Druck auf die Schwellenländer erhöhen.