In Kenias Hauptstadt Nairobi gehen am heutigen Montag die
diesjährigen internationalen
Klimaverhandlungen
in ihre zweite Runde. Am Samstag hatten in der ostafrikanischen Stadt
2500 Menschen demonstriert und von den Regierungen Maßnahmen
gefordert,
damit der
Klimawandel aufgehalten wird.
»Afrika leidet mehr als jeder andere Kontinent unter dem
Klimawandel«,
meinte Grace Akumu, die in Nairobi das Climate Network Africa leitet.
»Wir hoffen, daß nach den Wahlen die USA nun endlich den
Klimawandel
ernst nehmen.« Die USA sind bevorzugte Zielscheibe der
Umweltschützer,
da sich US-Präsident George W. Bush beharrlich weigert, das
Kyoto-Protokoll ratifizieren zu lassen. In diesem
Klimaschutzvertrag
hatte man sich 1997 in der einstigen japanischen Kaiserstadt darauf
geeinigt, daß in den Industriestaaten bis 2012 die Emissionen der
Treibhausgase um durchschnittlich fünf Prozent gegenüber dem
Referenzjahr 1990 reduziert werden sollen. Außer den USA und
Australien
sind alle Industriestaaten und die meisten Entwicklungsländer dem
Abkommen beigetreten. Laut UN-Statistiken wuchsen die
Treibhausgasemissionen in den USA, die ohnehin schon der
weltgrößte
Emittent sind, zwischen 1990 und 2004 um rund 16 Prozent. Dies
hält die
USA nicht davon ab, von Entwicklungsländern wie China, deren
Pro-Kopf-Ausstoß nicht einmal ein Achtel des US-amerikanischen
ausmacht, Emissionsbeschränkungen zu verlangen.
Kein Durchbruch
Während einige also noch immer bremsen, geht
es in Nairobi bereits um die Nachfolge des Kyoto-Abkommens. 189 Staaten
haben Vertreter geschickt. Grundlage der Gespräche bildet die UN-
Klimaschutzrahmenkonvention,
der auch die meisten Kyoto-Verweigerer angehören, die somit
ebenfalls
am Verhandlungstisch sitzen. Auf der Tagesordnung stehen neben neuen
Reduktionszielen auch Technologietransfer für saubere Entwicklung
und
Hilfe bei der Anpassung an jenen Teil des
Klimawandels,
der nicht mehr aufzuhalten ist. Letzteres ist insbesondere für
viele
afrikanische Länder und für die kleinen Inselstaaten von
Bedeutung, die
besonders verwundbar durch veränderte Umweltbedingungen sind.
Einen
Durchbruch erwartet in Nairobi allerdings nach fünf
Verhandlungstagen
niemand mehr, doch immerhin zeichnet sich ab, daß es eine
Einigung über
einen Arbeitsplan für weitere Verhandlungen geben wird. In einem
nächsten Schritt soll das Einsparpotential in den Industriestaaten
untersucht werden. Auch ein
Klima-Anpassungsfonds
könnte bis 2008 stehen.
Nach
den Vorstellungen der Bundesregierung sollte der Zeitplan so aussehen,
daß auf der nächstjährigen Konferenz ein
Verhandlungsmandat
verabschiedet werden kann. Ein solches steckt gewöhnlich den
Rahmen für
Gespräche über einen Vertragstext ab, setzt Termine und grobe
Zielvorgaben. Zwei Jahre später, also 2009, soll der nächste
Vertrag
unterschriftsreif sein. Für die bisherigen Erfahrungen mit den
Klimaverhandlungen
ist das ein äußerst ehrgeiziger Plan. Doch selbst wenn er
eingehalten
werden kann, wird man noch bangen müssen, ob das Vertragswerk
diesmal
zügiger von den Mitgliedsstaaten ratifiziert wird. Andernfalls
gäbe es
2012 keinen direkten Anschluß, wenn der alte Vertrag
ausläuft. Das
Kyoto-Protokoll benötigte seinerzeit über sieben Jahre von
der
Unterschrift bis zum Inkrafttreten.
Minister im Anmarsch
In Nairobi haben bisher vor allem hohe
Regierungsbeamte miteinander gesprochen. Erst Mitte der Woche werden
die meisten Länder ihre zuständigen Minister schicken. Auch
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat sein Kommen angekündigt.
Unterdessen
haben sich die Umweltminister der südostasiatischen Staatenallianz
ASEAN auf einen Fonds zur Bekämpfung des Smogproblems geeinigt,
das in
ihrer Region regelmäßig. Auf den indonesischen Inseln
Sumatra und
Borneo werden die Urwälder von Holzfirmen und Plantagenbesitzern
angezündet, die an die wertvollen Hölzer herankommen oder
Land für
weitere Palmölplantagen wollen. Die Folge sind ausgedehnte
Rauchwolken,
die in den nahe gelegenen Nachbarländern auf der Malaiischen
Halbinsel
die Luft oft für Wochen verpesten. Auch in diesem Jahr wurden die
Menschen in Singapur und in Malaysia über Monate von
beißendem Rauch
geplagt, bis kürzlich Regen für Abhilfe sorgte. Der Qualm ist
nicht nur
ein erhebliches regionales Gesundheitsproblem. Die Vernichtung der
Regenwälder Indonesiens, die zugleich nahezu die letzten der
Region
sind, trägt auch zum globalen
Klimaproblem
bei. Durch die Verbrennung entsteht das Treibhausgas Kohlendioxid, das
sich in der Atmosphäre anreichert, wenn nicht für die
gerodeten Bäume
neue nachwachsen. Weltweit hat das Abholzen von Wäldern einen
Anteil
von etwa 20 Prozent an der Freisetzung der
klimaschädlichen
Gase. Nun stellen die Staaten der Region erstmals finanzielle Mittel
bereit, um die Brände zu bekämpfen. Die eingezahlten Summen
sind
allerdings bisher sehr bescheiden und werden voraussichtlich wenig
bewirken, solange nicht schärfer gegen die verantwortlichen Firmen
vorgegangen wird, die meist aus Malaysia stammen.