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jW, 
07.11.2005 / Thema / Seite 10

Tauwetter am Nordpol

Nachhaltige Klimaveränderungen zerstören die Ökosysteme unserer Erde. Statt erforderliche Maßnahmen zu ergreifen, streiten sich verantwortliche Staaten um Ressourcen, die unter schwindenden Eisbergen der Arktis vermutet werden

Wolfgang Pomrehn

Die Arktis ist das Barometer für die globale Umweltzerstörung, hieß es vor zwei Jahren in einer Resolution des UN-Umweltprogramms UNEP. Wenn das stimmt, dann müßten die neuesten Nachrichten aus dem hohen Norden alle Alarmglocken schrillen lassen. Im September, so berichten Wissenschaftler der US-Raumfahrtbehörde NASA, ist das Eis in den arktischen Gewässern so weit zurückgegangen wie nie zuvor. Seit fast 30 Jahren erfassen Satelliten der US-Behörde regelmäßig die Eisbedeckung des Meeres zwischen Eurasien und Nordamerika und haben in dieser Zeit einen deutlichen, abwärts gerichteteten Trend ausgemacht. Zunächst hielt man die Abnahme noch für eine natürliche Schwankung. Aber inzwischen hat der Vergleich mit älteren Daten gezeigt, daß das Eis nie zuvor so weit zurückgegangen ist wie im September 2005. Gegenüber den Spätsommern Ende der 1970er Jahre hat sich die Ausdehnung des Eises inzwischen um fast 30 Prozent verringert. Schon in den drei Vorsommern waren Negativrekorde aufgestellt worden, doch in diesem Jahr hat sich der Trend weiter verstärkt. Es paßt zu den Meldungen der Klimatologen, daß der September 2005 im globalen Maßstab der wärmste je gemessene war.

Das arktische Meereis durchläuft übers Jahr einen Zyklus von Gefrieren und Schmelzen. Im Sommer taut ein Teil an den Rändern und gibt vor allem die Küsten Sibiriens weitgehend frei. Auch auf seiner Oberfläche schmilzt das Meereis in der Sonne, die nördlich des Polarkreises im Sommer viele Wochen ohne Unterbrechung scheint. Im Winter friert das freie Wasser wieder zu und Eisschollen schieben sich in den Süden vor. Auch an der Unterkante des mehrjährigen Eises gefriert Wasser. An diesem Kreislauf hat sich seit etwas über einer Million Jahre nicht viel geändert, außer daß sich das ewige Eis mitunter weit in den Süden vorwagte und auch Skandinavien und Kanada unter kilometerdicken Gletschern begrub.

Dieser Kreislauf könnte schon bald durchbrochen werden. Nach den neuesten Beobachtungen meinen die Forscher der NASA und des US-Datenzentrums für Schnee und Eis, daß das Eis auf dem arktischen Ozean noch deutlich vor Ende des Jahrhunderts im Sommer ganz verschwinden könnte. Sorgen macht den Klimaforschern vor allem, daß der Effekt sich selbst verstärkt, was die Naturwissenschaftler positive Rückkoppelung nennen. Das Eis reflektiert normalerweise wegen seiner weißen Oberfläche einen erheblichen Teil der einfallenden Sonnenstrahlung zurück ins All. Das Wasser hingegen erwärmt sich durch die Sonne. Je mehr Eis also im Sommer schmilzt und Wasser frei gibt, desto mehr Wärmeenergie können die arktischen Gewässer tanken. Das wiederum führt aber dazu, daß sich im Winter weniger Neueis bildet. Ab einem gewissen Schwellenwert an freiem Wasser ist dieser Prozeß nicht mehr aufzuhalten und führt innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem Zustand, in dem das Nordpolarmeer, wenn überhaupt, nur noch im Winter zufrieren wird. Die Klimatologen rätseln derzeit noch, wo genau dieser Punkt ohne Rückkehr liegt. Weit davon entfernt scheinen wir nicht mehr zu sein.

Über die Ursache der dramatischen Entwicklung gibt es kaum einen Zweifel: der Treibhauseffekt und die globale Erwärmung, die er verursacht. Seit dem Beginn des Industriezeitalters sorgen das Abholzen der Wälder sowie die Verbrennung von Kohle, Erdgas und Erdölprodukten dafür, daß sich in der Erdatmosphäre Kohlendioxid anreichert, das wichtigste der sogenannten Treibhausgase. Seit Ende des 19. Jahrhunderts hat sich die global gemittelte Temperatur der untersten Luftschichten bereits um fast ein Grad erhöht, und seit knapp 30 Jahren hat sich dieser Trend erheblich verstärkt.

Zum Ende des 21. Jahrhunderts sagen Klimaforscher eine Erwärmung um bis zu fünf Grad Celsius voraus. Im globalen Mittel. In den arktischen und antarktischen Regionen fällt der Anstieg schon jetzt fühlbar stärker aus. Welch dramatische Konsequenzen der Klimawandel haben wird, wird unter anderem an den Veränderungen im hohen Norden deutlich. Das dortige Verschwinden des Sommereises wird nicht nur tiefgreifende klimatische Veränderungen auf der ganzen Nordhalbkugel nach sich ziehen. Es wird auch die Lebensgrundlage der Menschen in der Polarregion untergraben.


Indigene Kulturen bedroht

Die Arktis ist zwar unwirtlich, aber nicht unbewohnt. Seit Jahrtausenden haben sich Menschen in der Kälte eingerichtet. Zu ihnen gehören unter anderem die Eskimos oder Inuit, wie sie sich selbst nennen. Mehr als 150000 von ihnen leben an den Küsten der eisigen Gewässer von Fischfang und der Jagd auf Robben und Wale. 1977 schlossen sie sich in einer internationalen Organisation zusammen, der Inuit Circumpolar Conference (ICC). »Wir Eskimos sind eine internationale Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Sprache, einer gemeinsamen Kultur und einem gemeinsamen Land an den arktischen Küsten Sibiriens, Alaskas, Kanadas und Grönlands«, hatten einige der Gründer aus Alaska in den 1970er Jahren ihre Lage beschrieben. Die Erhaltung der eigenen Kultur und der arktischen Umwelt, beides eng mit den Lebensbedingungen der Eskimos verbunden, ist das Programm der grenzüberschreitenden Eskimo-Organisation. Andere arktische Völker in Sibirien und im Norden Skandinaviens haben sich ebenfalls organisiert und pflegen eine enge Zusammenarbeit mit der zusammengeschlossenen ICC.

Obwohl die Inuit in den letzten 20 Jahren vor allem in Kanada und Dänemark (Grönland) eine erhebliche Autonomie gewonnen haben, haben sich ihre Lebensbedingungen kaum verbessert. »In mancherlei Hinsicht entsprechen die Verhältnisse, unter denen die Inuit und viele andere eingeborene Völker der Arktis leben, eher den Bedingungen in Entwicklungsländern als denen der Industriestaaten«, meinte ICC-Vorsitzende Sheila Watt-Cloutier Ende September auf einer Konferenz im kanadischen Ottawa. Hinzu kommt, daß die Arktis-Bewohner in besonderer Weise unter den globalen Umweltproblemen zu leiden haben. Bereits in den 1980er Jahren wurde festgestellt, daß langlebige Umweltgifte wie DDT und PCB um den ganzen Erdball zirkulieren und sich im hohen Norden anreichern. Im Blut und in der Muttermilch der arktischen Jäger wurden weitaus höhere Konzentrationen dieser Stoffe gefunden als bei den Menschen weiter im Süden.

Auch von der globalen Erwärmung sind Inuit und andere Bewohner des einstmals ewigen Eises besonders betroffen. »Unsere Jäger berichten von unvorhersehbaren Eisbedingungen, vom Auftreten neuer Fische und Vögel, von Mückeninvasionen und vom Auftauen des Permafrostbodens«, so Watt-Cloutier in ihrer Rede in Ottawa. Auf zahllosen internationalen Konferenzen haben die Inuit inzwischen ihre Beobachtungen vorgetragen. Ihre Jäger haben zunehmend Schwierigkeiten, die Familien zu ernähren. Die Jagd findet hauptsächlich auf dem Eis statt, doch das wird immer dünner und damit unsicherer. Außerdem verlängert sich die Periode, in der viele Küstengewässer eisfrei bleiben, was die Jagdsaison verkürzt und auch für einige Robbenarten ein Problem ist, die ihre Jungen auf dem Eis zur Welt bringen. »Wir haben erfahrene Jäger verloren, die es gewohnt waren, auf dem Eis lange Strecken zurückzulegen. Heute ist es viel schwieriger, das Meereis zu ›lesen‹. Unsere Umwelt verhält sich zunehmend weniger vorhersehbar«, beschreibt die ICC-Vorsitzende die Not der von der Jagd lebenden Völker.

Vor einem knappen Jahr hat der Arktische Rat, in dem sich die acht Anrainerstaaten (Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Island, Rußland, Kanada und die USA) zusammengeschlossen haben, einen Bericht über den Klimawandel in der Arktis angenommen. Die Bestände an Robben, Eisbären und einigen Vogelarten werden mit dem Eis stark zurückgehen, heißt es darin. Einige Arten seien vom Aussterben bedroht. »Für die Inuit«, so Watt-Cloutier, »bedeutet daher die globale Erwärmung eine erhebliche Veränderung, wenn nicht sogar das Ende ihrer auf Jagd und dem Teilen des Essens basierenden Kultur.« Immer wieder nutzt daher die ICC gemeinsam mit den Organisationen der anderen arktischen Völker Gelegenheiten wie die letzte UN-Klimakonferenz im Dezember 2004 in Buenos Aires oder die Jahrestagung des Arktischen Rates im Mai 2005 in Kopenhagen, um die Staaten zu drängen, mehr für den Klimaschutz zu unternehmen. Bisher vergeblich.


Streit ums Öl

Doch während sich die Inuit um ihre Zukunft sorgen, warten andere nur darauf, daß das Eis verschwindet. Seewege durch den arktischen Ozean könnten die Transportzeiten zwischen den alten Zentren der Weltwirtschaft am Atlantik und den neuen am Westpazifik erheblich verkürzen. Zahlreiche Expeditionen waren im 19. Jahrhundert auf der Suche nach der Nord-West-Passage nördlich von Amerika tragisch gescheitert. Nun könnte der Klimawandel diesen Seeweg demnächst öffnen. Das gleiche gilt für die Nord-Ost-Passage entlang der russischen Küste, die sogar schon früher passierbar sein könnte.

Neben den Reedereien könnten die großen Ölkonzerne Norwegens, Rußlands und der USA zu den Profiteuren des Klimawandels im hohen Norden gehören. Schon jetzt werden in Nordsibirien und Alaska Erdöl und -gas gefördert. Doch die Vorkommen unterm Meeresboden sind aufgrund des Eisgangs weitgehend unzugänglich. Das wird sich, wenn nicht noch ein Wunder geschieht, in den nächsten Jahrzehnten ändern. Immerhin vermutet der US Geological Survey dort ein Viertel aller bisher weltweit unentdeckten Reserven.

Angesichts dessen flammen alte Grenzstreitigkeiten, von denen es in der Region gleich eine ganze Reihe gibt, wieder auf. Nach internationalem Recht kann jeder Staat vor seinen Küsten einen 200 Seemeilen breiten Streifen als ausschließliche Wirtschaftszone beanspruchen. Am liebsten würden sich die Anrainerstaaten allerdings gleich die ganze Nordpolarmeerregion untereinander aufteilen. Dazu hätten sie die Möglichkeit, da der arktische Ozean nahezu vom Land eingeschlossen ist. Doch zum Glück für den Rest der Menschheit verhindern gegenseitige Rivalitäten derzeit noch die Einigung auf ein Teilungsverfahren. Das wundert nicht weiter, denn bisher konnte man nicht einmal seine 200-Seemeilen-Zonen, die sich an vielen Punkten überlappen, gegeneinander abgrenzen. Rußland streitet sich mit Norwegen in der Barentssee, östlich von Spitzbergen, und mit den USA in der Beringsee. Über den dortigen Grenzverlauf war 1990 ein Abkommen unterschrieben worden, aber die Duma, das russische Parlament, verweigert bislang dessen Ratifizierung. Die USA rangeln ihrerseits mit Kanada um den Verlauf der Grenze in der Beaufortsee nördlich von Alaska. Außerdem erkennen die USA nicht die kanadische Souveränität über die Nord-West-Passage an und haben, um dies zu unterstreichen, in der Vergangenheit wiederholt unangekündigt Kriegsschiffe dorthin geschickt. Inzwischen hat man sich immerhin darauf verständigt, daß die USA Kanada über entsprechende Fahrten vorab informieren, Ottawa diese aber nicht untersagen kann. Kanada streitet sich wiederum mit Dänemark um ein winziges Eiland von etwa 100 Metern Durchmesser, die Hans-Insel, die zwischen der kanadischen Ellesmere-Insel und dem dänischen Grönland liegt. Mal errichten kanadische Expeditionen Fahnenmaste, mal lassen die Dänen ihre Nationalflagge, den Danebrog, von den arktischen Stürmen zerzausen. Im Rahmen der internationalen Seerechtskonvention gibt es für Konflikte dieser Art immerhin einen Schlichtungsmechanismus, so daß man nicht unbedingt in die Kanonenbootpolitik der Kolonialzeit zurückfallen muß. Die USA haben allerdings die Konvention bisher nicht ratifiziert.

Wie auch immer die diversen Grenzstreitigkeiten gelöst werden: Schiffahrt, Bohrinseln und Pipelines werden die Ökosysteme und die Bewohner der Arktis zusätzlich bedrohen. Zumal die Erfahrungen der Vergangenheit nicht erwarten lassen, daß man besonders rücksichtsvoll vorgehen wird. In Alaska gibt es zum Beispiel bereits seit längerem einen langwierigen Streit um neue Bohrungen in einem Naturschutzgebiet. US-Präsident George W. Bush hat sich auch in dieser Frage als treuer Gefolgsmann der Ölindustrie erwiesen und das Projekt nach Kräften gefördert.


Nilpferde in der Donau

Die Frage ist allerdings, wie lange die Herren des großen Öls so weitermachen können wie bisher. Denn sollte das Meereis tatsächlich im arktischen Sommer ganz verschwinden, dann wird der Klimawandel auf der Nordhalbkugel noch drastischer ausfallen, als in den Worst-case-Szenarien der Klimaforscher beschrieben. Arktis und Antarktis fungieren bisher als die Kältemaschine des Klimasystems. Obwohl die Polregionen aufgrund der Schräglage der Erdachse im Sommer mehr Sonnenenergie abbekommen als die mittleren Breiten, reflektieren sie diese überwiegend zurück ins All. Ohne die weißen Polkappen würde das Klimasystem der Erde also wesentlich mehr Energie aufnehmen. Erschwerend kommt hinzu, daß die Permafrostböden Sibiriens und Nordamerikas sich in große Sümpfe verwandeln, sobald sie auftauen. Die Folge wäre, daß große zusätzliche Mengen der Treibhausgase Kohlendioxid und Methan in die Atmosphäre gelangen.

Im Endergebnis würde die Erde zu einem Zustand zurückkehren, wie er mehr als zwei Dutzend Millionen Jahre hindurch geherrscht hatte, bevor das Nordpolarmeer zufror: Die eisbedeckte Antarktis sorgt auf der Südhalbkugel für ein mehr oder weniger gemäßigtes Klima, das sich vom heutigen kaum unterscheidet, während auf der Nordhalbkugel die Subtropen bis weit in den Norden reichen. Vielleicht könnten unsere Nachfahren dann auf Nilpferden in der Donau reiten und im Spreewald Krokodilfarmen unterhalten. Zuvor würden aber sicherlich Hungerkatstrophen biblischen Ausmaßes und dramatische Wirtschaftskrisen die menschliche Zivilisation in ihren Grundfesten erschüttern.


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Stichwort: Meeresspiegel

Entgegen der landläufigen Meinung wird der Meeresspiegel nicht ansteigen, wenn das Meereis der Arktis schmilzt. Dieses befindet sich im Schwimmgleichgewicht und verdrängt ebensoviel Wasser, wie es selbst eingefroren hat. Der von den Klimatologen prognostizierte Meeresspiegelanstieg um bis zu 80 Zentimeter bis zum Ende des Jahrhunderts geht nahezu ausschließlich auf die Ausdehnung des Wassers aufgrund seiner Erwärmung zurück. Ganz anders würde es aussehen, wenn die großen Inlandgletscher Grönlands und der Antarktis abschmelzen. Dann würde der Meeresspiegel um etliche Dutzend Meter steigen. Doch diese Gefahr besteht in diesem Jahrhundert nicht, wird aber mit zunehmender Erwärmung für kommende Generationen wahrscheinlicher.


Stichwort: Welternährung

Die Gewässer der Arktis und der Antarktis gehören neben den tropischen Korallenriffen zu den produktivsten Teilen der Weltmeere. Trotz der niedrigen Wassertemperaturen sind sie dichter als die meisten anderen von Organismen aller Art besiedelt. Daher wird das Verschwinden des ganzjährigen Meereises auf dem Nordpolarmeer mit Sicherheit auch weitreichende Konsequenzen für die Welternährung haben, zumal viele Fischbestände in Atlantik und Pazifik schon jetzt wegen Raubbau gefährdet sind. Die polaren Gewässer sind unter anderem auch Rückzugsgebiete für die großen Meeressäuger, in denen ihnen der Mensch bisher kaum nachstellen kann. Victor Smetacek vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven und Stephen Nicol von der tasmanischen Universität in Hobart, Australien, meinen gar, daß Wale und Robben erst den Reichtum an Fischen in der Arktis und an Kleinkrebsen in der Antarktis schaffen könnten. In einem unlängst im naturwissenschaftlichen Fachblatt Nature erschienenen Beitrag ziehen sie den Vergleich zu afrikanischen Binnengewässern, deren Fischreichtum zweifelsfrei auf die Flußpferde zurückzuführen sei. Ähnlich könnten auch die Wale ihren Lebensraum prägen.

Diese Ökosysteme werden nicht nur durch den Rückgang des Eises aus dem Gleichgewicht gebracht. Auch von anderer Seite droht Gefahr. Die Weltmeere werden zunehmend saurer, so daß verschiedene Krustentiere, die wichtige Glieder in den Nahrungsketten bilden, in den nächsten Jahrzehnten aussterben werden. Schuld ist das Kohlendioxid, das zugleich das wichtigste Treibhausgas ist. Ein knappes Drittel dieses Gases, das wir täglich durch das Verbrennen von Erdölprodukten, Kohle und Erdgas sowie durch die Abholzung der Wälder in die Atmosphäre entlassen, wird von den Ozeanen aufgenommen. Dadurch mildert sich zwar der Treibhauseffekt, doch reagiert Kohlendioxid mit dem Meerwasser zu einer Säure, die die Kalkgehäuse der Tiere angreift. In den Polargebieten läuft dieser Prozeß am schnellsten ab und wird dort bereits in 50 bis 100 Jahren zu einem Verschwinden wichtiger Meeresorganismen führen, viel früher als bisher angenommen. Bedroht sind vor allem Seegurken, Kaltwasserkorallen und im Wasser schwebende Flügelschnecken. Da diese Tiere eine wichtige Nahrungsquelle für andere Lebewesen von Krebsen über Lachse bis zu Walen darstellen, sind schwerwiegende Auswirkungen auf das gesamte polare Ökosystem zu befürchten.