Der BDI
hält nichts von Klimaschutz
Dinosaurierpolitik
Der
Bundesverband der Deutschen Industrie, den meisten in letzter Zeit eher
als Rambo in Sachen Sozialabbau und Lohnraub aufgefallen, will keinen
Klimaschutz. Das ist natürlich nicht sehr populär, nicht
einmal in aufgeklärten Kreisen des Bürgertums, also nennt man
es ein bißchen anders: Deutschland soll aus dem Kyoto-Protokoll
aussteigen, fordert BDI-Hauptgeschäftsführer Carsten Kreklau
in einem Positionspapier. Das Festhalten am Kyoto-Vertrag über
2012 hinaus führe in die Irre. Statt dessen solle die
Bundesrepublik dem Beispiel der USA folgen und den Klimawandel mit
neuer und besserer Technologie bekämpfen.
Das ist in
mehrfacher Hinsicht grober Unfug. Zum einen gilt das Kyoto-Protokoll
nur bis 2012. Zur Zeit beginnen die Verhandlungen über einen
Folgevertrag. Die Forderung des BDI läuft darauf hinaus, sich wie
die USA aus den Gesprächen im UNO-Rahmen faktisch
zurückzuziehen und sein eigenes Süppchen zu kochen. Für
einen Lobbyverband, der nicht müde wird, über
„internationale Gemeinschaft“ daher zu schwadronieren, wenn
es darum geht, deutsche Soldaten in aller Welt rumballern zu lassen,
ist das nicht unbedingt erstaunlich, aber doch zumindest beachtenswert.
„Internationale Gemeinschaft“ meint eben immer nur die
reichen Länder und ihr bewaffnetes Organ, die NATO.
Zum anderen ist
effizientere und neue Technologie bestenfalls die halbe Miete, wenn es
darum geht, den Ausstoß der klimaverändernden Gase zu
vermindern. Die entstehen zum Beispiel bei der Verbrennung von
Erdöl und seiner Folgeprodukte. Der effizientere Energieeinsatz
aber auch das Energiesparen, von dem der BDI nicht sprechen mag, sind
daher wichtige Komponenten des Klimaschutzes. Ein anderer ist die
Erschließung erneuerbarer Energiequellen, wie Wind, Sonne und
Wasserkraft, die keine Treibhausgase produzieren. Was Förderung
von Windkraft und Sonnennutzung angeht, ist Deutschland allerdings
weltweit Spitzenreiter. In keiner anderen Industriebranche wurden in
den letzten Jahren so viele Arbeitsplätze geschaffen.
Stellt sich also
die Frage, was das Gerede von neuen Technologien soll und wen der BDI
eigentlich vertritt. Die Antwort ist simpel: Erstens jene Dinosaurier
der Industrielandschaft, die mit ihren überflüssigen
Produkten das leben von Millionen Menschen gefährden und
darüber hinaus Unmengen von Energie verschwenden, wie die
Chlorchemie. Zweitens die Stromkonzerne, die ihre Monopolstellungen
durch Klimaschutz und dezentrale Erzeugung mit Windrädern und
Solaranlagen gefährdet sehen. Die bauen lieber neue
Kohlekraftwerke und pflanzen dafür als angeblichen Ausgleich in
Afrika oder Lateinamerika ein paar Bäumchen. Nach uns die Sintflut.
Wolfgang Pomrehn